Und falsche Vorstellungen halten sich hartnäckig – besonders in Zeiten von „Fake News“.
Befassen wir uns zum Beispiel mit der Idee, dass die Reihenfolge, in der Sie Wein und Bier trinken, Auswirkungen darauf haben könnte, wie groß Ihr Kater am nächsten Tag sein wird. Bier auf Wein, das lass sein; Wein auf Bier, das rat ich dir? Oh je.
Tatsächlich hat es viel mehr damit zu tun, wie viel Alkohol Sie trinken und nicht, in welcher Getränkefolge Sie diesen konsumieren. Die meisten Menschen wissen wahrscheinlich tief in ihrem Inneren, dass es Unsinn ist, scheuen aber nicht davor zurück, diese Weisheit zum Besten zu geben oder führen ihren Kater auf ein Glas Chablis zuviel zurück.
Die Wahrheit ist, dass ein Großteil unserer Entscheidungen instinktiv gefällt wird und auf tief verwurzelten Überzeugungen beruht, und nicht, wie wir gerne glauben wollen, auf klarer Logik. Und ungeachtet der Flut an Informationen und Forschung, die uns zur Verfügung steht, gilt dies auch für Entscheidungen (ähnlich wie in der Bar), die wir am Arbeitsplatz treffen.
Die Rechenzentrumsbranche hat, wie andere Branchen auch, ebenfalls ihre Missverständnisse, Mythen und gängigen Überzeugungen. Die Tatsache, dass es sich um eine Branche handelt, die größtenteils auf der Aufrechterhaltung von Zuverlässigkeit und Betriebszeiten basiert, bringt es mit sich, dass häufig eine konservative und etablierte Denkweise vorherrscht. Es ist besser, auf der sicheren Seite, sprich bei dem zu bleiben, was man kennt, als in Neues oder bisher Unbekanntes zu investieren.
Infolgedessen gibt es eine ganze Reihe neuer, moderner, vielversprechender Technologien, die das Potenzial haben, Effizienz und Effektivität zu verbessern. Doch überholtes oder einfach nur falsches Gruppendenken verhindert die Akzeptanz und die Marktetablierung.
Nehmen wir zum Beispiel vorgefertigte modulare (PFM) Rechenzentren. Anders als konventionelle Anlagen, die größtenteils vor Ort gebaut werden müssen, werden bei PFM-Systemen Einheiten oder Module der Rechenzentrumsinfrastruktur in der Fabrik montiert und dann an den Bestimmungsort gebracht.
Die Technologie gibt es seit mehr als einem Jahrzehnt, und noch länger außerhalb von Rechenzentren. Sie entwickelt sich weiter, mit immer mehr Anbietern, die neue Technologien und Dienste entwickeln.
Trotz langjähriger Erfahrung und kontinuierlicher Innovationen halten sich die falschen Vorstellungen über PFM-Rechenzentren hartnäckig. Dazu gehört die Vorstellung, dass sich die Technologie noch nicht bewährt hat und es seit den frühen Entwürfen kaum Weiterentwicklungen gibt.
Logik, Fakten und Beweise gewinnen nicht immer die Oberhand über tradiertes Denken, aber lassen Sie es mich trotzdem versuchen; es ist höchste Zeit, mit einigen dieser falschen Vorstellungen aufzuräumen:
PFM-Rechenzentren sind ein Nischenprodukt
Ja, PFM-Anlagen haben immer noch einen relativ kleinen Marktanteil. Aber PFM ist auf Wachstumskurs. Die Nachfrage von Colocation-Anbietern erhöht sich, da diese die Agilität, d. h. die Fähigkeit, nach Bedarf Kapazitäten hinzuzufügen, schätzen. Auch die zukünftige Nachfrage nach hochmodernen Mikrorechenzentren in Zusammenhang mit 5G gehört zu den treibenden Kräften. Laut dem Branchenanalyst 451 Research wird der Markt für PFM-Rechenzentren mit einer kumulierten fünfjährigen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 14,4 Prozent bis 2021 expandieren und die 4,4-Mrd.–Dollar-Grenze überschreiten. „Der PFM–Ansatz wird in naher Zukunft expandieren und zum bevorzugten Modell werden, wenn es sich um den Ausbau neuer Rechenzentrumskapazitäten, schlüsselfertiger oder kritischer Subsysteme handelt. Gestützt durch industrielle Prozesse weist PFM wesentliche Vorteile im Hinblick auf Qualitätskontrolle, Installationsgeschwindigkeit und einheitlicher Bauweise auf”, so Daniel Bizo kürzlich, leitender Analyst bei 451 Research.
Vorgefertigte modulare Rechenzentren sind nur Container
Die Tatsache, dass die erste Generation von PFM-Produkten von IT-Unternehmen wie Sun Microsystems auf ISO-Containern beruhte, hat zur Folge, dass dieser Formfaktor beharrlich mit dem Begriff PFM assoziiert wird – ein großer Nachteil in Anbetracht eines weiteren Ausbaus und weiterer Nutzung dieser Technologie. Obwohl PFM heute das volle Spektrum der Rechenzentrumsinfrastruktur enthält – von Reihen über Räume bis hin zu vollständigen Anlagen, sowie Stromversorgungs- und thermische Infrastruktur – die Vorstellung PFM = Container hält sich hartnäckig. Es wird auch weiterhin die Herausforderung innerhalb der Rechenzentrumsbranche sein, die Bandbreite und Flexibilität des PFM-Designs zu kommunizieren.
PFM ist kostenintensiver als konventionelle Anlagen
Einer der größten Vorteile von vorgefertigten modularen Rechenzentren besteht darin, dass der Nutzen einer schnelleren Bereitstellung nicht gegen die zusätzlichen Kosten abgewogen werden muss, die normalerweise mit schnellerer Bereitstellung verbunden sind. Vorgefertigte modulare Rechenzentren bieten den Vorteil von Größenanpassung und optimierten Prozessen, da sie außerhalb des vorgesehenen Standorts zusammengebaut und dadurch kostengünstiger bereitgestellt werden können. Die wirtschaftlichen Vorteile eines vorgefertigten modularen Rechenzentrums sind so groß, dass eine Kosten-Nutzen-Analyse, bei der zwischen der Erweiterung einer bestehenden Anlage und einem Neubau abgewogen wird, bessere Ergebnisse liefert. Vorgefertigte modulare Rechenzentren eröffnen Unternehmen ggf. die Möglichkeit, ein Rechenzentrum an einem gewünschten Standort zu den ungefähr selben Kosten zu errichten, die für die Erweiterung und Modernisierung einer bestehenden Anlage anfallen würden.
PFM-Anlagen sind weniger belastbar und/oder sicher
Ja, einige PFM-Formfaktoren, insbesondere Container-ähnliche Entwürfe, oder selbst Mikrorechenzentren sind transportabel; sie können mit einem Lkw geliefert und bei Bedarf an einen anderen Ort gebracht werden. Aber dieser Transportabilität wirkt sich nicht auf die physische Sicherheit oder Belastbarkeit aus. Wenn man sie mit den gleichen Sicherheitsbarrieren, Zäunen, Sicherheitszugriffskontrollsystemen, Wachleuten umgibt wie konventionelle Anlagen, sind PFM-Anlagen genauso sicher. Tatsächlich ist es so, dass PFM-Anlagen möglicherweise sogar weniger anfällig für Ausfälle sind, weil wichtige Testläufe und sogar die Inbetriebnahme unter Werksbedingungen erfolgen kann. Die Vorab-Integration von Komponenten bedeutet ebenfalls, dass eventuelle Wartungsprobleme, die sich aus Komponenten ergeben, die nicht ordnungsgemäß eingebaut wurden, sich auf ein Minimum reduzieren. Abschließend sei noch zur Frage der Belastbarkeit gesagt, dass die wichtigste Zertifizierungsorganisation für die Rechenzentrumsbranche, Uptime Institute, sein Tier-Ready-Programm entwickelt hat, um die Zertifizierung von Anlagen, die in Teilen oder insgesamt PFM-Komponenten verwenden, zu optimieren.
Bei PFM geht es nur um Leerraum
Bei PFM geht es nicht nur um das völlige Ersetzen von konventionell gebauten Anlagen. PFM ist eine flexible Technologie, die in Ergänzung zu konventionell gebauten Anlagen eingesetzt werden kann. So kann man z.B. spezielle PFM-Einheiten einsetzen, um eine zusätzliche Stromversorgung (USV) zu gewährleisten oder um an einem bestehenden Standort, der ggf. genügend Leerraum hat, aber aus thermischer oder Belastungsperspektive begrenzt ist, zusätzliche Kühlkapazitäten zu schaffen. Ein konkretes Beispiel für diese einsetzbare Technologie ist die Produktfamilie Vertiv Power Module. Das Power Module wird in neuen oder bestehenden Anlagen eingesetzt, die agil und flexibel auf eine erhöhte Stromverteilung und -belastung reagieren müssen.
PFM-Anlagen sind hässlich
PFM-Designs sind auf alle Bereiche anwendbar, von kompletten Einrichtungen, die sich nicht von konventionell gebauten Standorten unterscheiden, bis zu Single-Rack-Mikrorechenzentren zur Unterstützung von Edge Computing-Anforderungen, die sich in ein bestehendes Bürogebäude integrieren lassen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Rechenzentrum Cerdanyola del Vallès von T-Systems in Barcelona. Obwohl es mit einem PFM-Ansatz gebaut wurde, sieht es von außen genauso aus wie ein konventionelles Gebäude. Es ist derzeit eines der größten modularen Rechenzentren von T-Systems in Spanien. Die modulare IT-Lastkapazität beträgt 1,1 MW, wobei eine künftige Erweiterung auf bis zu 5 MW möglich ist. Die Anlage wurde auch mit dem Data Centre Market Award für das innovativste Projekt in Spanien ausgezeichnet. Vom Uptime Institute wurde dem Rechenzentrum eine Verfügbarkeit von 99,98 % bescheinigt.
Weitere Einzelheiten, warum vorgefertigte modulare Rechenzentren der richtige Ansatz für Ihr nächstes Edge-, Core-, Colocation- oder Telekommunikationsrechenzentrum sein könnte, lesen Sie bitte in unserem Whitepaper: Vorgefertigte modulare Rechenzentren: Auf dem Weg zur Standardoption.