Unser erster Beitrag zum Bericht Daten am Netzwerkrand: Die Auswirkungen von Cloud und IoT auf Standorte und Nachfrage von Rechenzentren befasste sich mit der Frage, welche Chancen sich für Colocation-Anbieter aus der zunehmenden Nutzung von Cloud Computing durch Unternehmen ergeben. In diesem Beitrag soll es darum gehen, was diese IoT-bezogenen Erkenntnisse für zukunftsorientierte Colocation-Anbieter bedeuten.
Von den mehr als 700 IT-Entscheidungsträgern, die für den Bericht von 451 Research befragt wurden, gaben 56 Prozent an, dass mindestens ein Viertel ihrer Rechenzentrums- und Cloud-Kapazität bereits für das IoT genutzt wird.
Dies ist eine gewaltige Menge an Kapazität für eine Anwendung, die bisher noch gar nicht weit verbreitet ist. Nur 33 Prozent der Befragten haben das IoT bereits umfassend implementiert, weitere 26 Prozent haben das IoT in begrenztem Umfang implementiert und 38 Prozent befinden sich in einer IoT-Planungsphase.
Werden aus diesen begrenzten und geplanten Implementierungen umfassende Implementierungen, steigt auch der Prozentsatz der IT-Kapazität, die für das IoT genutzt wird. Rund 89 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass innerhalb von zwei Jahren mindestens ein Viertel ihrer IT-Kapazität für das IoT genutzt wird, wobei fast die Hälfte damit rechnet, dass mindestens 50 Prozent der Kapazität das IoT unterstützen wird.
Steigende IT-Workloads
Das IoT ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum eine große Mehrheit der Befragten von einem Anstieg der IT-Workloads in den kommenden zwei Jahren ausgeht. Darüber hinaus erfordern die riesigen Datenmengen, die dabei erzeugt werden, eine radikale Abkehr von der Datenspeicherung vor Ort. Während derzeit noch fast drei Viertel der befragten Unternehmen IoT-Daten lokal speichern, wird erwartet, dass sich dieser Anteil innerhalb eines Jahres auf nur noch 27 Prozent verringert. Diese Daten werden in Cloud-Hosting- und Colocation-Rechenzentren verlagert, aber auch in die Infrastruktur der Netzbetreiber und in Geräte und Systeme am Netzwerkrand.
Der Grund für die Definition von Edge-Archetypen
Wie unsere Arbeit zur Definition von Edge-Archetypen deutlich macht, basieren viele Edge-Anwendungen zwar auf Cloud Computing für die Datenarchivierung und Deep Learning, sie benötigen aber verteilte IT-Kapazitäten, die sich in der Nähe der Datenquelle befinden.
Im Vertiv-Bericht Die vier Edge-Computing-Archetypen und ihre technischen Anforderungen werden vier primäre Edge-Archetypen identifiziert, die die wichtigsten Anwendungsfälle für das Edge Computing umfassen. Diese vier Archetypen sind „datenintensiv“, „menschlich-latenzsensibel“, „Machine-2-Machine-latenzsensibel“ und „überlebenswichtig“.
IoT-Anwendungen wie z. B. Smart Buildings, Smart Cities und Smart Factories gehören zum Archetyp „datenintensiv“, weil es aufgrund des erzeugten Datenvolumens nicht machbar ist oder unerschwinglich wird, ausschließlich die Cloud für die Datenverarbeitung zu nutzen. Dadurch kann sich die Notwendigkeit einer „Fog“-Ebene zwischen dem Gerät und der Cloud ergeben. Im Bericht Daten am Netzwerkrand heißt es dazu:
Fog-Knoten – das sind Computing-Einrichtungen, angesiedelt zwischen den IoT-Datengeneratoren und der zentralisierten Cloud – können mikromodulare Rechenzentren sein, aber auch größere Rechenzentren in der Nähe der Geräte (‚Dinge‘). Dazu zählen Colocation- und andere Mieteinrichtungen und intelligente IoT-Gateways. Diese Fog-Knoten können IoT-Workloads verarbeiten, die enorme Datenmengen generieren und bei denen es ineffizient wäre, sie zu einem zentralen Speicherort zu übertragen. Ebenso können sie zur Verarbeitung von IoT-Workloads genutzt werden, die eine niedrige Latenz erfordern.
Zunahme der IoT-Daten – Was ist der Vorteil für Colocation-Anbieter?
Es steht also fest, dass die Datenmengen durch das Internet der Dinge wachsen, dass ein Umstieg zu Off-Premises-Infrastrukturen erfolgt und dass in vielen Fällen eine Datenverarbeitung in der Nähe der Stelle erforderlich ist, wo die Daten entstehen. Aufgrund dieser Faktoren sind Colocation-Anbieter, die über Strukturen mit räumlich verteilten Präsenzpunkten verfügen, eindeutig im Vorteil gegenüber Anbietern zentralisierter Cloud-Lösungen, wenn es darum geht, den geschäftlichen Nutzen aus dem Bedarf an IoT-Kapazität zu ziehen.
Dieser Vorteil könnte durch den Umstieg auf die 5G-Mobilfunktechnologien noch stärker wachsen. Das riesige Datenvolumen, das durch die Milliarden von entfernten und mobilen IoT-Geräten und -Sensoren erzeugt wird, schafft für gegenwärtige Standorte von Mobilfunkmasten das Potenzial, ein verteiltes Colocation-Modell zu unterstützen, das von den jetzigen oder von künftigen Colocation-Anbietern betrieben wird.
Dadurch können zukunftsorientierte Colocation-Anbieter schon heute damit beginnen, die Nachfrage nach IT-Kapazität durch IoT-Implementierungen gezielt zu steuern und zu erfassen. Im Bericht Daten am Netzwerkrand heißt es: „Besondere Aufmerksamkeit sollte den Branchen und Ländern gelten, die den höchsten Anteil von Unternehmen in den Planungsspätphasen der IoT-Implementierung aufweisen. Für diese potenziellen Kunden dürften die IoT-Auswirkungen auf die Kapazität eine Rolle spielen und sie werden sich daher für Datenspeicherungs- und Verarbeitungsoptionen interessieren.“
Welche Unternehmen planen das Management des IoT-Wachstums?
Interessanterweise handelt es sich hierbei tendenziell um die Branchen und Länder mit einem derzeit noch geringen Anteil an Unternehmen, die das IoT bereits umfassend implementiert haben.
Zum Beispiel weist China einen hohen Anteil an Unternehmen auf, die das IoT umfassend implementiert haben (55 Prozent), aber nur einen kleinen Anteil (9 Prozent) an Unternehmen, die sich in der Planungsspätphase befinden. Im Gegensatz dazu liegen das Vereinigte Königreich und Italien bei der umfassenden Implementierung unter 20 Prozent, zählen jedoch zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Unternehmen in der Planungsspätphase. Diese Länder sind damit ein fruchtbarer Boden für Colocation-Anbieter, die Fog Computing im Angebot haben.
Zu den vertikalen Märkten, die sich am ehesten in der Planungsspätphase befinden, zählen der Staat und das Hochschulwesen.
Weitere Informationen dazu, wie sich Unternehmen auf das IoT-Wachstum vorbereiten, finden Sie im vollständigen Bericht Daten am Netzwerkrand: Die Auswirkungen von Cloud und IoT auf Standorte und Nachfrage von Rechenzentren.