Als ich die Ergebnisse unserer jüngsten „Rechenzentrum 2025“-Umfrage gelesen habe, war ein Ergebnis für mich als langjährigen HR-Experten besonders interessant. Laut der Branchenumfrage gehen 16 % aller Teilnehmer davon aus, bis 2025 in den Ruhestand zu gehen. Diese Zahl ist für sich genommen bereits bemerkenswert. In den USA bedeutet das einen Personalrückgang von 33 %. Mehr als ein Drittel aller Mitarbeiter in Rechenzentren könnten in den nächsten sechs Jahren ihren Arbeitsplatz verlassen – ein massiver Verlust an Talenten und institutionellem Wissen. Solch ein Verlust wäre selbst unter idealen Bedingungen nur schwer wettzumachen.
Aber hier liegen keine idealen Voraussetzungen vor.
Verstehen Sie mich nicht falsch – die Rechenzentrumsbranche ist so gesund wie nie zuvor und die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen wird nicht so schnell nachlassen. Aber die Art und Weise, wie wir diese Dienstleistungen erbringen – die Art und Weise, wie wir über das Rechenzentrum selbst denken – verändert sich radikal. Das Computing bewegt sich näher zum Endverbraucher, das Edge wird zunehmend komplexer, diversifizierte Netzwerke breiten sich aus -und dies alles in einem rasanten Tempo. Wenn wir uns die Umfrageergebnisse ansehen, so geht die Gruppe der Teilnehmer, die heute über Edge-Standorte verfügen oder diese voraussichtlich bis im Jahr 2025 haben, insgesamt davon aus, dass ihre Gesamtzahl an Edge-Standorten bis 2025 um 226 % zunimmt.
Diese Wachstumsprognosen sind für unsere Branche hervorragend und bieten unzählige Chancen für unsere Kunden. Auf der anderen Seite droht ein gleichzeitiger Massenexodus von erfahrenen Rechenzentrumsexperten. Das bedeutet, dass innerhalb eines bereits komplexen Ökosystems eine weitere Ebene an Komplexität und Unsicherheit hinzukommt. Und Komplexität und Unsicherheit sind im Rechenzentrum gleichbedeutend wie ein auftretendes Wasserleck.
Dieser Problematik können wir teilweise mit technologieorientierten Lösungen begegnen. Wir setzen uns bereits mit intelligenteren IT- und Infrastruktursystemen auseinander, die maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz ermöglichen. Diese Systeme sammeln und analysieren eine Flut von Daten, um den Netzwerkbetrieb zu vereinfachen und vorausschauenden Service und Wartung zu ermöglichen. Lösungen, die bei der Verwaltung von Dutzenden oder sogar Hunderten von Edge-Bereitstellungen von entscheidender Bedeutung sind. Kein Wunder – wir sind eine technikgetriebene Branche, daher suchen wir natürlich nach technologieorientierten Lösungen.
Aber Technologie ist nicht alles. Wir brauchen nach wie vor neue Mitarbeiter in Rechenzentren, um die Personallücken aufgrund von Verrentung zu füllen. Aber auch, um neue Denkweisen und Ideen in Zeiten des Wandels innerhalb der Unternehmen zu bekommen und verfolgen zu können. In dieser Hinsicht gehen wir als Branche langsamer voran als gefordert. In den USA und in Europa gibt es nur wenige auf Rechenzentren ausgerichtete Bachelor-Studiengänge. Und bestehende Programme benötigen eine stetige Anpassung und Neuorientierung, um die raschen Veränderungen in der Branche abzudecken. Einige Rechenzentrums-Unternehmen führen interne Berufsausbildungen durch und umgehen dabei insbesondere die traditionellen Ausbildungs-Kanäle. Sie versuchen dadurch, neue, moderne Wege zu gehen, um den Veränderungen der Branche besser gerecht zu werden. Wenn ein großer Teil der Stellenbeschreibung Changemanagement ist, können Bewerber mit einer Neigung zum kritischen Denken und Lösen von Problemen, die aber nur grundlegende Computer- und IT-Kenntnisse haben, genauso wünschenswert sein wie Bewerber mit einem traditionelleren Hintergrund.
Vertiv arbeitet an beiden Fronten und entwickelt intelligentere Lösungen und gleichzeitig interne Schulungsprogramme, um neue Mitarbeiter und unser bestehendes Personal besser zu entwickeln. Ziel ist es nach wie vor, unser Know-how an Problemlösungen für unsere Kunden auf der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen.
Wie bewältigt Ihr Unternehmen die anstehenden Personalherausforderungen?